Die amerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts hat ohne Zweifel die Welt erobert und ganze Generationen an Romanautoren und Schriftstellern beeinflußt und inspiriert. Autoren wie William Faulkner, Henry Miller, Thomas Pynchon oder Cormac McCarthy haben nicht nur stilistische Grenzen gesprengt, sondern gleich neue Stile und Genres geschaffen, innovative Erzähltechniken erfunden und komplexe Werke verfaßt, die von großer Genialität zeugen. In diesem Beitrag schreibe ich über die Bücher amerikanischer AutorInnen, die mich faszinierten, verstörten und mein Verständnis für Literatur veränderten.
Schon als junger Leser, im Alter von zwölf Jahren, machte ich Bekanntschaft mit amerikanischer Literatur. Meine Mutter schenkte mir eine deutsche Ausgabe des amerikanischen Jugendromans “Die Abenteuer des Tom Sawyer”, von Mark Twain. Auch wenn der Roman aus dem Jahre 1875 stammte, fand ich durch die unkomplizierte und humorvolle Sprache schnell in die Geschichte. Ich las auch das Folgebuch von Mark Twain: “Die Abenteuer des Huckleberry Finns” von 1884, in dem Huck und Tom allerlei Streiche anstellen und in der damals noch rauen Natur ihre lustigen Abenteuer erleben. Ungefähr zur selben Zeit stieß ich auch auf die “Lederstrumpf – Leatherstockign Tales” des amerikanischen Autors James Fenimore Cooper, die noch früher als “Huckleberry Finn” verfaßt worden war: im Jahre 1823. “Der letzte Mohikaner“, aus der Lederstrumpf-Reihe war lange Zeit mein Lieblingsbuch und weckte mein Interesse für die Traditionen und die Geschichte der nordamerikanischen Indianer. Durch die Bücher von Mark Twain und James F. Cooper wurde ich zum Freund der amerikanischen Literatur, die ich generell lebensnaher, spannender, humorvoller und unterhaltsamer fand, obwohl ich lange Zeit nur die deutschen Übersetzungen las
Als Teenager landete einer, durch Hören und Sagen unter den Kumpeln, schnell mal auf die legendären Klassiker, von J.D. Salingers “The Catcher in the Rye- Der Fänger im Roggen” von 1951 oder Jack Kerouacs “On the road- dt. Unterwegs” , veröffentlicht 1957. Es waren Kultromane, die jeder junge Leser, der sich für Literatur interessierte, lesen musste, fast eine Art kulturelles Repertoire für heranwachsende Menschen, die gegen das Establishment aufbegehren wollten. Auch wenn die Proponenten dieses Aufbegehrens wie J.D. Salinger, der nach seinem riesigen Erfolg keinen zweiten Roman mehr schreiben konnte und sich in die Privatheit verkroch. Und Jack Kerouac, als Aushängeschild der “beatniks generation”, an seinem Ruhm und der Kommerzialisierung relativ jung zugrunde ging.
Noch bevor ich “On the road” entdeckte, las ich bereits Romane von Ernest Hemingway, dessen einfache und schnörkellose Sprache einen Leser schnell vereinnahmte und mit seinen abenteuerlichen Charakteren und Handlungen begeistern konnte. Ich wurde dennoch kein echter Hemingway-Fan, empfand seine Charaktere, die in der afrikanischen Serengeti auf Großwildjagd gingen, in der Karibik beim Hochseeangeln riesige Fische bezwangen oder sich als Reporter auf Kriegsschauplätzen beliebiger Art herumtrieben, um unglückliche Romanzen zu erleben, als zu „klischehafte“ Machofiguren mit altmodischen Attitüden und stellenweise rassistisch-imperialistischem Gehabe.
Die “hard-boiled” Detektivromane der Amerikaner Raymond Chandler und Dashiell Hammett waren zwar auch altmodisch, geschrieben in den Vierziger und Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts, dennoch waren sie wesentlich spritziger, frecher und bestachen durch bissige Ironie. Raymond Chandlers Detektiv Philip Marlowe war einfach unschlagbar, hart und witzig. Die Kriminalfälle voll mit skurrilen und irren Bösewichten und Halunken, die ihm das Leben schwer machten. Es gibt keinen Chandler-Roman, der mir besser gefällt als die anderen, ich finde alle lesenswert und gut. Wobei ich die Originalromane stets besser fand als die Hollywoodverfilmungen.
Ebenso bei Dashiell Hammetts, wobei ich dessen Krimi “Red Harvest”, geschrieben 1929, als einen der größten Kriminalromane einstufen will, der in Handlung und Stil überragend ist und eine besondere Anerkennung verdient.
Amerikanische Verleger waren auch weniger konservativ und experimentierfreudiger als ihre deutschen Pendants. Außergewöhnliche Romane wie William Faulkners “The sound and the fury – dt. Titel Schall und Wahn” veröffentlicht im selben Jahr wie Hammetts “Red Harvest” 1929, oder Malcolm Lowrys Werk “Under the volcano- dt. Unter dem Vulkan” von 1947 hätten in Deutschland sehr wahrscheinlich gar keinen Verlag gefunden. Beide Romane gelten als Klassiker der amerikanischen Literatur, bleiben aber schwierig zu lesen und zu erfassen, da sie einen sehr eigenständigen Stil besitzen und die Handlung in verschachtelter Vor- und Rückschau der verschiedenen Protagonisten keiner geradlinigen Chronologie folgt. Beide Romane sind in ihrer Art literarische Vorreiter, die es sich immer noch zu lesen lohnt.
Ebenso war es mit den Büchern des amerikanischen Autors Henry Miller, ein „enfant terrible“, Provokateur, Grenzensprenger und Lebemann. Miller gilt als einer der kontroversesten Autoren seiner Zeit, einer, der hauptsächlich sein eigenes Leben in den Mittelpunkt seiner Bücher stellte, quasi halbfiktive Autobiografien verfasste und dabei Konventionen und moralische Hindernisse durchbrach. Sein Roman “Tropic of cancer – dt. Titel Wendekreis des Krebses“, geschrieben 1934, hat mich beim Lesen der ersten Seiten gleich gepackt, auch wenn die Handlung noch viel weniger nachvollziehbar war als bei Faulkner und Lowry. Die Art, wie Miller über seine Erfahrungen in Paris der 30er Jahre schrieb, surreale, philosophische, existenzielle und sexuelle Elemente ineinander verschmelzen ließ, war sensationell, fiel aber auch relativ schnell der Zensur seiner Zeit zum Opfer. Viele Bücher Henry Millers wurden erst dreissig, vierzig Jahre nach ihrem Verfassen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In den Siebzigerjahren, als Miller bereits ein alter Herr war, wurde er von der “Flower Power- Generation” als einer ihrer Apologeten gefeiert, insbesondere was die sexuelle Befreiung anbelangte. Sein Roman “Opus Pistorum“ ist eine Art literarische Pornografie, wenn gleich viel witziger und absurder, als die film-industrielle Produktion pornografischer Inhalte.
Miller blieb stets ein humanistischer Künstler, ein mutiger Intellektueller und literarischer Anarchist, der sein Leben im Auftrag der Kunst stellte.
Zu meinen liebsten Henry Miller Büchern zählt „Quiet days in Clichy- dt. Titel: Stille Tage in Clichy”, eine Novelle aus 1956 über seine Paris-Zeit. “A devil in paradise“, von 1956, eine Geschichte über einen Weggefährten, der Miller in Kaliforniern besucht und ihn zu Weißglut trieb (genial komisch). “The air-conditioned night mare”, die Schilderung eines Roadtrips durch die USA mit Freunde, die Miller 1940 erlebte und die zu einer kulturellen Abrechnung mit seinem Heimatland wurde, fand ich ebenso großartig, wie “The Colossus of Maroussi” von 1941, ein impressionistisches Reisebuch über Millers Aufenthalt in Griechenland, wo er in Korfu seinen Freund, den englischen Autor Lawrence Durrell, besuchte.
Ungefähr zur selben Zeit, als ich Henry Miller entdeckte, wurden mir die Bücher eines anderen US-amerikanischen Autors, der abseits des „Mainstreams“ schrieb, empfohlen. Charles Bukowski, der in Deutschland geboren wurde und in seiner Kindheit mit den Eltern in die USA emigrierte. Wäre Charles Bukowski in Deutschland geblieben, hätte er mit seinen wagemutigen Gedichten und Short Stories über Säufer, Herumtreiber, Sexbesessene, Tagesdiebe, Halsabschneider und einsame Poeten, die zu viel tranken und dauernd Beziehungs- und Geldprobleme hatten , sehr wahrscheinlich nie berühmt geworden.
In Los Angeles der 60er und 70er Jahre war der Nährboden für diese Geschichte wesentlich ergiebiger, als im konservativen Deutschland mit seinem bürokratischen Wohlfahrtsstaat. Bukowski wurde zwar nicht reich, ironischerweise verkaufte er aber mehr Bücher in Europa, und davon mehr in Deutschland als in den USA selbst, doch immerhin lebte er in einem Ambiente, das ihm ausreichend Material lieferte.
Bukowski schrieb keinen wirklich herausragenden Roman, doch seine Kurzgeschichten und Gedichte sind umwerfend gut in ihrer Realitätsnähe, ihrer Kompromisslosigkeit, ihrem Humor und ihrer Melancholie. Er schrieb über das Leben in der Gosse, über diejenigen, die in der Hollywood-Glitzermetropole, gestrandet waren und auf der Suche nach einem Job, Geld, Liebe, Sex und Anerkennung ein schwieriges Dasein jenseits des amerikanischen Traums vom Tellerwäscher zum Millionär, lebten. Was Bukowskis Geschichten auszeichnet, ist der unverwechselbare, schamlose Humor und die Ehrlichkeit, mit der er vom Scheitern seiner Figuren schrieb.
Einen bewegenden und schockierenden Roman über menschliche Schicksale schrieb auch der Autor Hubert Selby Jr. mit seiner Sammlung an Geschichten in “Last Exit to Brooklyn”, von 1964. Selbys Schilderung über die extreme Straßenkriminalität, den Drogenhändler und Drogensüchtigen, die Opfer und Mittäter einer Massenvergewaltigung, in einer rauen und respektlosen (zumteil auch gesetzlosen) Umgebung, war kompromisslos und brutal, hat aber das Buch berühmt gemacht. Die Dialoge in “Last Exit to Brooklyn” sind vulgär, harter Brooklyn-Slang, wild und ungezügelt, und beschreiben die gewalttätige Schattenseite des “American way of life” in den Großstädten der 60er Jahre.
Auch in Hubert Selby Jr. Roman “Requiem for a Dream” von 1978, den ich als seinen besten Roman empfinde, beschrieb er die Hölle eines den Drogen und der Sucht verfallenden Mannes, der, verloren in seiner Ausweglosigkeit, zu allem bereit war. Keiner hat das Drogenproblem eines Individuums ehrlicher und nachvollziehbarer in Worte gefasst. Ein literarisches Lehrbuch, das junge Leute lesen sollten, um die zerstörerische Konsequenz eines harten Drogenkonsums zu erkennen.
Selbys Romane hatte der heute legendäre und damals sehr mutige und offene New Yorker Verlag Grove Press in Greenwich Village, Manhattan, veröffentlicht. Im selben Verlag erschien zwei Jahre zuvor, 1964, der Roman eines anderen literarischen Grenzgängers: “Naked Lunch”, geschrieben einige Jahre zuvor vom amerikanischen Autor William S. Burroughs. Der Roman spielt zur Gänze in Marokko der Fünfzigerjahre, das ein Anziehungspunkt und Zufluchtsort für viele internationale Künstler war, unter anderem homosexuelle Männer, die ihre Neigung in den Heimatländern nicht ausleben konnten.
“Naked Lunch” ist und bleibt Burroughs literarisches Hauptwerk. Die Themen, die Sprache, die Strukturen und Charaktere spiegeln sich in anderen Büchern des Autors wider und machen ihn zu einem der wichtigsten Vertreter der “Beat Generation”, zu der auch Jack Kerouac zählte. Die Handlung von “Naked Lunch” dreht sich um den drogen- und Heroinabhängigen William Lee, als ein Pseudonym für Burroughs selbst. Recht schnell wird man in eine bizarre Geschichte mit Elementen aus Science Fiction, Horror, Body Snatcher, Dystopien, Monster, verrückte Ärzte und ihren abartigen Experimenten, in rivalisierende Gruppen aus Divisionists und Factualists hineingezogen. Stellenweise ist die Handlung obszön, pornographisch, Beschreibungen sadomasochistischer Praktiken, faschistischer und autoritärer Herrschaft, ein Gemurks aus Geheimdiensten und Psychopathen, dann wieder komisch, grotesk, ein psychodelischer und surrealer Albtraum, den man nicht ganz ernst nehmen darf. “Naked Lunch” bleibt für mich dennoch ein Meilenstein der englischsprachigen Literatur und hat viele Künstler aus verschiedenen Kulturen bis heute beeinflusst und inspiriert. Als ich vor einigen Jahren den Erfolgsroman des amerikanischen Cyberpunk Autors William Gibson “Neuromancer”, der 1984 erschien, las, erinnerten mich so manche Stellen wieder an “Naked Lunch”.
Ein Jahr vor der Veröffentlichung von “Naked Lunch”, die in den USA heftige Kritik hervorrief und mit Zensur und Verbote konfrontiert wurde, erschien ein anderer Roman, der bald in der literarischen Welt Furore machen sollte. 1963 wurde der Debütroman des Amerikaners Thomas Pynchon mit dem Titel “V” publiziert. “V” ist nicht weniger verrückt als “Naked Lunch”, die Geschichte rund um einen aus der Marine entlassenen Soldaten Benny Profane, der sich mit seinen Kumpels in New York auf die Suche nach dem mysteriösen Wesen “V” begibt und dabei allerlei bizarre Entdeckungen macht. Man liest über die Jagd nach Krokodilen in New Yorks Kanalisation, von verunglückten chirurgischen Operationen, die zu Verunstaltungen führen, von Szenen, die im Ersten Weltkrieg spielen, und andere die in Ägypten des 19. Jahrhunderts unter britischer Kolonialherrschaft angesiedelt sind, etc. Der Roman besteht aus vielen dichten und komplexen Episoden und Kapiteln, die erst allmählich eine Gesamtheit ergeben sollen, und die Leser in die Irre führen, konfus und belustigt, amüsiert und schockiert, aber immer spannend unterhalten.
Thomas Pynchon etablierte sich mit seinen nachfolgenden Romanen zu einem der wichtigsten zeitgenössischen Autoren der postmodernen amerikanischen Literatur. Sein Roman “Gravity´s Rainbow” von 1973 ist mein Lieblingsroman von Pynchon über die Produktion der “V 2 Rakete” in Nazi-Deutschland, eine metaphysische, satirische Erzählung, die sich in vielen skurrilen, pseudowissenschaftlichen und oft haarsträubenden Nebenhandlungen verästelt. Es zieht den Leser in ein sprachlich faszinierendes Karussell aus Technologie, Kunst, Philosophie, Sexualität, politischen Verschwörungen, psychologischen Experimenten und vielem anderen, das es einem schwindlig macht und trotzdem qualitativ hochwertig unterhält. Pynchons Romane sind Kult und sie haben viele andere Autoren angeregt, ähnliche Bücher zu schreiben und zu veröffentlichen, wie den Amerikaner Don DeLillo, dessen genialer Roman “White Noise” von 1985 sich von Pynchons Art zu schreiben und einen Roman zu entwickeln, beeinflussen ließ.
US-amerikanische Autoren haben auch die Beschreibung von purer Gewalt in der Literatur salonfähig gemacht. Gewalt zwischen Menschen ist im Gegensatz zur europäischen, speziell der deutschen Literatur, nicht nur ein häufig benutztes Stilmittel, sondern bestimmt viele Schicksale und Konflikte der Protagonisten. Generell ist die USA mit ihrer gewalttätigen Vergangenheit, (Stichwort: Kolonisierung des Wilden Westens), dem verbrieften Recht auf Waffenbesitz und einem dominierenden kapitalistischen Gesellschaftsmodell, ohne einen starken Wohlfahrtsstaat, wie in Mitteleuropa oder der ehemaligen Sowjetunion, ein Nährboden für gewalttätige Auseinandersetzungen. Leser erinnern sich an die herausragende und hochgeschätzte Reportage des amerikanischen Autors Truman Capote: “In cold blood” von 1966, die in Details die Ermordung einer Familie in Kansas beschreibt und analysiert, wie kein anderer Literat, es je zuvor getan hat. Das Gewaltverbrechen wird zum literarischen Schauplatz, der sprachlich und visuell ausgeschlachtet wird.
Die Romane der amerikanischen Autorin Joyce Carol Oates “Butcher”, “The Gravedigger´s daugther” oder “Zombie”, triefen vor physischer und seelischer Gewalt, und zeugen von einer amerikanischen Kultur, die nicht auf Konsens und Frieden gebaut ist, sondern auf roher Gewalt und dem Recht des Stärkeren.
Die amerikanische Autorin Patricia Highsmith ist durch Romane über Psychopathen und brutale Morde berühmt und zu Klassiker des Genres geworden. Und nicht zu vergessen den exzessiven und bahnbrechenden Roman von Bret Easton Ellis “American Psycho” von 1991, über den reichen, narzisstischen und vor Eitelkeit kranken Patrick Bateman, beruflich ein Investmentbanker aus der Wall Street, der ein heimliches Doppelleben als Serienmörder und Vergewaltiger führt. “American Psycho” ist ein provokantes Buch über die psychische und soziale Entfremdung eines Individuums in der Kultur des Massenkonsums, der Geldgier, des beruflichen Wettbewerbs, der Neurosen, Neid, des Hasses und Gewalt, deren allerletzte Konsequenz Perversion und Mord bedeutet. Wie würde Bret Easton Ellis seinen “American Psycho” heute im Zeitalter der sozialen Medien mit ihren Hasspredigern, Fake News und Vermüllung der Gehirne wohl anlegen? Sicherlich nicht weniger grausam.
Blutig geht es auch in den Romanen eines anderen US-Autors zu, der 2023 verstorben ist und als einer der besten Romanschreiber des Landes gilt: Cormac McCarthy. Sein Roman “Blood Meridian” veröffentlicht 1985, ist sicherlich eine der brutalsten und grausamsten Geschichten aus dem Wilden Westen, die je zu Papier gebracht wurden. Die Handlung verfolgt einen Teenager, der sich einer Gang aus Kopfgeldjägern und “sculp hunters” anschließt, die aus sadistischer Freude ihren Opfern die Haut abziehen. Der schlimmste und gefürchtetste Sadist unter ihnen ist Judge Holden, ein übernatürlicher Meuchelmörder, der sogar Kinder und Tiere aus Mordslust tötet. “Blood Meridian“ gilt als ein opus magnum der amerikanischen Literatur, schon alleine wegen der Beschreibung der kargen Landschaft, der archaischen und zum Teil animalischen Charaktere und des nihilistischen Ambientes. Cormac McCarthy hat auch den grandiosen Roman “No country for old men” geschrieben, der hervorragend von den Regisseuren Coen Brothers verfilmt wurde. Besonders der Charakter des Sheriffs Ed Tom Bell, der den wahnsinnigen Serienmörder Anton Chigurh jagt, ist eine existenzielle Geschichte über psychopathische Außenseiter, die jenseits von Zivilisation und Kultur einer frenetischen Barbarei verfallen sind.
Mein liebster McCarthy ist sein post-apokalyptisches Meisterwerk “The Road” von 2006, das die Reise eines Vaters und seines Sohnes durch ein von einer Katastrophe zerstörtes und entvölkertes Land beschreibt. Bedroht von Menschenfressern auf der Suche nach Essbarem und einem sicheren Unterschlupf, wandern sie in Richtung Süden, wo sie ein letztes Refugium an menschlichen Überlebenden zu finden hoffen. McCarthy beschreibt über den Verfall und der Degradierung der uns bekannten Zivilisation und der nackten Grausamkeit und Isolation, die darunter zum Vorschein kommt.
Bevor ich diesen Beitrag über amerikanische Literatur zu Ende führe, möchte ich noch einen anderen Autor erwähnen, dessen Werke mir persönlich viel bedeuten: der New Yorker Paul Auster. Im Gegensatz zu Cormac McCarthy schrieb Paul Auster nicht über psychopathische Außenseiter, sondern bevorzugt talentierte und ungewöhnliche, manchmal auch mysteriöse und fiese Charaktere, die sich in geheimnisvolle Suche nach sich selbst und ihrer Identität begeben und dabei das Glück oder den Wahn erleben. Ich mag Austers New York Trilogie mit den drei Büchern: “City of Glas”, “Ghosts” und “The locked room”, die er zwischen 1985 und 86 geschrieben hatte. Es gibt eine Art roten Faden, der durch die drei Bücher eine detektivische Spur hinterlässt, auch wenn es keine klassischen Kriminalromane sind und gerade das macht den Reiz von Paul Austers Romane aus. Sie kommen als Familienepos, Künstlerporträt oder Beziehungsdrama daher und entpuppen sich als psychologische Achterbahnfahrten durch seelische Irrwege, in die, die Protagonisten zufällig oder aus Bestimmung, geraten. Ich finde seinen Roman “Timbuktu” aus der Sicht eines Hundes erzählt, dessen Herr ein schwindsüchtiger Trinker ist, großartig in seiner Sentimentalität, Humor und animalischen Gefühlen einfach grandios.
In seinen Romanen “Leviathan” 1992 und “Invinsible” 2009, schreibt er über angehende Literaten, die es nicht schaffen, ihren Roman zu Ende zu bringen, oder sich in ihre eigene Geschichte verirren, dabei scheitern, und dann eine Chance erhalten der Wahrheit nicht aus dem Weg zu gehen und Erlösung zu finden. Dabei schreibt Auster aber immer auch für die Leser, lenkt sie durch die Handlung und hält den Kurs, was das Lesen zu einem Vergnügen macht.
Es gibt viele andere Romane und Theaterstücke amerikanischer Autoren, die mich begeisterten, wie Edgar Allen Poe, H.P Lovecraft. John Irving, Tenesse Williams, Arthur Miller, Stephen King oder Philip K.Dick, über die ich in anderen Blogs noch schreiben werde.
Mike Masuri, Aug 2025
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