Ein Film ohne Musik ist wie eine Suppe ohne Salz, geschmacklos, fad, langweilig. Musik trägt die Bilder, hebt die Emotionen, schafft Spannung, Freude und Melancholie. Schon zu Zeiten des Stummfilms gab es bei öffentlichen Aufführungen ein Piano- oder Orchestermusik, die synchron zum Bild gespielt wurde. Filmmusik entscheidet oft über den Erfolg eines Filmes. Kann sich jemand „Der Pate“ ohne die Musik von Nino Rota vorstellen? Oder den Panoramaflug über die afrikanische Savanne in „Out of Africa“ ohne die Komposition von John Barry? „The Gladiator“ wäre ohne die großartige Musik von Hans Zimmer viel weniger packend. Musik ist ein essenzieller Teil des Filmes.
In dieser Auswahl stelle ich 13. Filmsoundtracks vor, die für mich zu den Feinsten und Besten zählen und mich zum Fan dieser Komponisten machten. Es ist eine wilde Mischung aus Dramen, Western, Satire, Musikfilmen und Comedy, die sehr unterschiedlich sind, aber alles etwas Gemeinsames haben: einen tollen Soundtrack.
- Koyaaniqatsi. 1982. Musik: Philip Glass
Die experimentelle Dokumentation, die auf Erzähler, eine durchgehende Handlung und Schauspieler verzichtet, ist eine Bestandsaufnahme der Verwandlung und Zerstörung unserer Welt durch die moderne Zivilisation. In großartigen und atemberaubenden Luftaufnahmen, in Zeitraffer und aus der Vogelperspektive werden Bildsequenzen miteinander kombiniert, die verdeutlichen, welchen gewaltigen Eingriff der Mensch auf die Erde bisher angerichtet hat. Es ist ein Film als Kritik an der Umweltzerstörung, an der Urbanisierung, an der Zerstörung natürlicher Lebensräume und an den Verwüstungen, die unser Wirtschaftssystem hinterlassen hat. Die Musik des amerikanischen Ausnahme-Komponisten Philip Glass füllt und verstärkt die Bilder mit elektrisierender „minimal music“ und schafft es, die Botschaft dieses Filmes in die Köpfe eindringen zu lassen, ohne sie in Worten zu fassen. Ein Soundtrack, der ein absolutes Meisterwerk moderner Musik geworden ist.
- The Cook, the Thief, His Wife & Her Lover. 1989. Musik: Michael Nyman
Die kunstvollen Filme des britischen Avantgarde-Regisseurs Peter Greenaway halten sich nicht an Konventionen oder alteingesessene Sehgewohnheiten. Sie widersprechen und provozieren, wollen das Publikum nicht nur unterhalten, sondern überraschen und neue Perspektiven ermöglichen. Einer von Greenaways größten Erfolgen war der Film „The Cook, the Thief, his Wife & her Lover“, von 1989, eine Geschichte, deren Inhalt man nicht leicht zusammenfassen kann. Es geht um einen Koch, einen Gangster und dessen Ehefrau, die alle in mörderische, erotische und kulinarische Ereignisse verwickelt werden, die sogar in Kannibalismus enden. Der britische Komponist Michael Nyman, der mit seinen Streicher-Arrangements klassische und moderne Musik virtuos kombiniert, schuf die geniale Filmmusik, die Greenaways Werk zu einem besonderen filmischen Leckerbissen macht. Nymans unvergessliche Komposition „Memorial“, die er anlässlich eines Unglücks in einem Fußballstadion in Brüssel verfasste, findet in dem Soundtrack einen würdigen Einsatz. Michal Nyman schuf auch andere Filmmusik, die herausragend ist, unter anderem für den Film „Das Piano“.
- Once upon a time in the West. 1972. Musik: Ennio Morricone
Viel kann man nicht mehr über diesen legendären Italo-Western von Sergio Leone schreiben, dass nicht schon geschrieben wurde. „Once upon a time in the West – dt. Titel: Spiel mir das Lied vom Tod“ ist ein Klassiker der Filmgeschichte. Einen großen Anteil am Erfolg und am weltberühmten Status als Meisterwerk hat die Filmmusik des Italieners Ennio Morricone, der für fast alle Filme Leones die Musik schrieb, und als einer der größten Filmkomponisten aller Zeiten gilt. Morricones Musik in diesem epischen Western ist eines der Höhepunkte seiner langen Karriere. Wer kennt nicht die unheilankündigende Harmonika-Melodie vor dem Showdown? Die Musik krönt das Bild. Diese Aussage trifft auf diesen Film absolut zu.
4. Paris, Texas. 1984: Musik: Ry Cooder
Das Beziehungsdrama des deutschen Regisseurs Wim Wenders mit Harry Dean Stanton und Nastassia Kinski als Liebespaar, das sich aus den Augen verloren hat und in einem Wüstenkaff in Texas wiederfindet, ist ein viel beachteter und preisgekrönter Film. Die Musik zu dieser außergewöhnlichen Geschichte hat der US-amerikanische Musiker Ry Cooder komponiert und eingespielt. Cooder ist einer der besten Gitarristen, der sich von vielen musikalischen Traditionen aus Lateinamerika, Afrika, der Karibik und den USA in seiner vielfältigen Arbeit beeinflussen ließ. Die Filmmusik von „Paris. Texas“ verleiht dem Film die Eleganz, Romantik und Melancholie, für die es berühmt wurde.
- Buena Vista Social Club, 1999 Musik: Ry Cooder & Cuban Ensemble
Die Musik der Filmdokumentation „Buena Vista Social Club“ ist zu einem Aushängeschild für kubanische Musik geworden. Regisseur Wim Wenders hat die Aufnahme des Musikalbums unter der Leitung von Ry Cooder, der die kubanischen Musiker neuentdeckte, in Havanna verfilmt und zum Kult dieses Albums wesentlich beigetragen. Kubanische Musiker wie Omara Portuondo, Ibrahim Ferrer, Rubén González oder Compay Segundo erreichten durch diesen Film weltweite Popularität, traten auf internationalen Bühnen auf und wurden als alternde Musiker noch einmal richtig erfolgreich. Eines der herausragendsten Musikalben in den 90er Jahren mit großem Einfluss und Nachklang. Bis heute gibt es kein besseres Album mit kubanischer Musik.
- The Wall. 1982. Musik: Pink Floyd
Ein psychedelisches Musikdrama hat der britische Regisseur Alan Parker mit seinem außergewöhnlichen Film „The Wall“ 1982 auf die Leinwand gebracht. Die geniale Musik stammt von einer der größten Bands der britischen Inseln: Pink Floyd. Die Handlung dreht sich um den Rockmusiker namens Pink, verkörpert von dem Musiker Bob Geldof, der depressiv und unglücklich sich an den Tod seines Vaters erinnert, der im Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel. Der Film, halb real, halb animiert, ist ein visueller Husarenritt durch die schizoide Gefühlswelt des Protagonisten: seine Angst, seine Zukunftsvisionen, seine Erinnerungen an seine schwierige Schulzeit, die Eltern, die Mutter und die reaktionäre Umwelt, in der er aufwuchs. Alan Parker, ein Regisseur, der mit vielen Musikfilmen berühmt wurde ( Bugsy Malone, 1976; Fame, 1981; Evita, 1996; The Commitments, 1991 ) hat in Zusammenarbeit mit Pink Floyd-Mastermind Roger Waters ein beeindruckendes Werk geschaffen, dessen Filmmusik sogar die Charts eroberte. Die Nummer „Another Brick in the Wall“ ist zu einem Ohrwurm geworden, ebenso wie die Nummer „Mother“.
- The Last Temptation of Christ, 1989, Musik: Peter Gabriel
Martin Scorseses ungewöhnlicher Jesus-Film, der 1989 für Proteste und Kritik sorgte, ist vielleicht nicht sein künstlerischer Höhepunkt, hat aber dennoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Einer der Gründe dafür ist die herausragende Filmmusik, des britischen Musikers Peter Gabriel, der einen unvergleichlichen Soundtrack komponierte, der wahrlich den himmlischen Charakter bravöus in Musik fasst. Peter Gabriel hat ein exklusives, internationales Ensemble ins Studio zusammengebracht: Youssou N´Dour, L. Shankar, Manu Katché, Baaba Maal, David Rhodes und andere Größen der Weltmusik, zaubern himmlische Klänge, die ausgezeichnet die tiefen, spirituellen Emotionen der Handlung zur Geltung bringen. Einer der besten Soundtracks eines Scorsese-Films.
- Round Midnight, 1986, Musik: Herbie Hancock
Der französische Meisterregisseur Bertrand Tavernier hat einen der besten Jazz-Film aller Zeiten produziert, der in Paris der 50er Jahre spielt und die Geschichte eines amerikanischen Jazzmusikers erzählt, der von einem französischen Fan bewundert und begleitet wird. Die Hauptrolle spielt der amerikanische BeBop-Jazzer Dexter Gordon, der mit anderen professionellen Musikern wie Lonette McKee, Ron Carter, Wayne Shorter, John McLaughlin, Billy Higgins und Herbie Hancock vor die Kamera großartigen Jazz spielt. Tavernier ist nicht nur ein herausragender Film über Musiker gelungen, sondern auch ein bestechendes und berührendes Drama, das sich von vielen ähnlichen Filmen unterscheidet. Der Soundtrack ist eines meiner liebsten Jazz-Musikalben. Der Hauptdarsteller Dexter Gordon, der mehr oder weniger, sich selbst hinter der Kamera verkörperte, starb nur wenige Jahre nach dem Erscheinen des Films, der seinem Leben ein cineastisches Denkmal errichtet.
- Local Hero. 1983, Musik: Mark Knopfler
Der Low-Budget-Film des Briten Bill Forsyth “Local Hero”, der in Schottland spielt und sich um den engagierten Widerstand von Dorfbewohnern gegen ein riskantes Industrieprojekt eines ausländischen Investors dreht, ist ein kleiner, aber starker Film, mit einem tollen Filmscore. Die Musik stammte von Mark Knopfler, dem Kopf der berühmten Blues- und Rockband Dire Straits. Mark Knopfler holte sich für die Studioaufnahmen ausgezeichnete Musiker ins Studio, was sich auszahlte und mit einem Lied in die Charts kam. Knopfler sollte noch einige weitere Filmscores schaffen, aber für mich bleibt „Local Hero” seine beste Leistung als Filmkomponist. Übrigens wird die Nummer „Going Home“ aus dem Filmalbum vor jedem Spiel des Fußballklubs Newcastle United, quasi als Klub-Hymne gespielt.
- Tous les Matins du Monde, 1991, Musik: Jordi Savall
Es gibt einige ausgezeichnete Filmbiografien von alten Komponisten wie Mozart, Beethoven oder Bach, die mit ihren Werken Musikgeschichte schrieben. Der Film des französischen Regisseurs Alain Corneau dreht sich um den Komponisten Marin Marais, der im 17. Jahrhundert lebte und ein Virtuose auf dem Streichinstrument „Viola da gamba “ war. Martin Marais, gespielt von dem kongenialen Gérard Depardieu, erinnert sich in Rückblenden an seinen Meister: Monsieur de Sainte-Colombe, der selbst ein außerordentlicher Komponist war und sich nach dem Verlust seiner Ehefrau nur noch seiner Kunst widmete. Die Musik zu diesem grandiosen Film hatte der große spanische Komponist, Dirigent und Experte für „Alte Musik“ Jordi Savall mit seinem Orchester eingespielt, was in der brillanten Qualität der Aufnahmen hörbar wird. Liebhaber klassischer Musik, und jene, die es noch werden wollen, werden dieses exzellente Hörerlebnis und die bestechende schauspielerische Leistung genießen. Ein Arthouse-Film der Sonderklasse über Virtuosentum und die Tiefe der Musik.
- Dancer in the Dark, 2000, Musik: Björk
Lars von Triers unkonventionelles Musikmelodrama „Dancer in the dark“, über eine Migrantin, die mit ihrer Tochter in den USA lebt und ihr Geld in einer Fabrik verdienen muss, dabei langsam ihr Augenlicht verliert, ist ein starkes Stück Kino. Die Musik stammt von der Hauptdarstellerin selbst, der isländischen Musikerin Björk, die für ihren extravaganten Gesangsstil und den Cross-over Stil aus Rock, Electronic, Pop und Jazz berühmt wurde. Die künstlerische Zusammenarbeit zwischen zwei Grenzgängern, von Trier und Björk, kulminierte in „Dancer in the dark“, der 2000 bei den Cannes Filmfestspielen die Palme d’Or gewann und als einer der besten Filme des dänischen Regierberserkers und Enfant Terrible gilt. Die Musik ist ein emotionaler Parcours, einmal wild, dann wieder sanft, verträumt, aber immer leidenschaftlich und voller Dramatik. Übrigens: In einer Nebenrolle glänzt auch die französische Filmdiva Catherine Deneuve.
12.Ascenseur pour l´échafaud, 1958, Musik: Miles Davies
Dieser „film noir“ Klassiker von Louis Malle ist einer der herausragendsten französischen Kriminalfilme der 50er und 60er Jahre, und genießt bis heute Kultstatus. Die elegische Cool-Jazz-Musik von Miles Davis hat dazu viel beigetragen. Die Szene, als Jeanne Moreau alleine und verzweifelt durch die nächtlichen Straßen Paris’ wandelte, untermalt von Miles Davis’ kongenialer Trompete, zählt sicherlich zu den größten Momenten des Kinos. Davis hatte zuvor nie Filmmusik komponiert und keine Erfahrung mit Filmregisseuren, dennoch schuf er zusammen mit weiteren exzellenten Musikern einen beeindruckenden Filmscore, der hervorragend zu diesem Drama passt und selbst zum Kult wurde.
- The Blues Brothers 1980, Musik: The Blues Brothers
Wenn man über Filmmusik schreibt, dann kommt man unweigerlich auf diesen legendären Musikfilm zu sprechen, der, obwohl mehr als vierzig Jahre alt, immer noch nichts an seinem Charme und Humor eingebüßt hat. John Landis’ Meisterwerk mit James Belushi und Dan Aykroyd als die „Blues Brothers“ entbehrt jeglicher Vorstellung. Sie sind Stars geblieben, und jeder, der Rock- und Bluesmusik liebt, stolpert einmal über diese supercoole Gaunerkomödie. Die Crème de la Crème der Musikwelt gibt sich in diesem Film ein Stelldichein: James Brown, Aretha Franklin, Ray Charles, John Lee Hooker, Cab Calloway, John J. Geils. Die Songs sind Ohrwürmer geblieben, weltbekannte Hits, und werden immer noch auf Bühnen gespielt und vom Publikum verehrt. Die dramaturgischen Schwächen des Drehbuchs treten schnell in den Hintergrund, wenn die Blues Brothers in ihren dunklen Anzügen und mit dunkler Sonnenbrille das Mikrofon in die Hand nehmen. Keep on rocking …!
Mike Masuri, Sep 2025

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